Gastbeitrag: Eine Bewerbung ist das perfekte Selbstmarketing (1.Teil)

Gastbeitrag: Eine Bewerbung ist das perfekte Selbstmarketing (1.Teil)

Ich freue mich Ulrike Koßmann mit ihrem Gastbeitrag auf meinem Blog zu begrüßen. Sie ist Recruiterin mit Herz und Hand, mit Sinn und Verstand. Sie schreibt hier über eine Bewerbung und was zu beachten ist. Dies ist einmal ein etwas anderes Thema hier auf dem Blog, der ja kein Karriere-Blog, sondern ein Marketing-Blog ist. Aber wenn man es genauer betrachtet, ist eine Bewerbung immer auch eine “Vermarktung” seiner Persönlichkeit, bzw. seiner MarkeICH. Aus diesem Grund hat dieser Beitrag Einzug gefunden auf meinem Werbe-Blog.

Viel Spaß und Erkenntnisse beim Lesen.

Ute Schmeiser


Gastbeitrag Ulrike Koßmann

Was ist wirklich wichtig, wenn Sie eine Bewerbung vorbereiten? Welche (Werbe)Botschaft möchten Sie vermitteln?

Analog zu einer Positionierung einer Marke sollten Sie sich zuerst in einer ruhigen Stunde Ihre Kompetenzen, Fähigkeiten und Stärken bewusst machen. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Sie werden erstaunt sein, wie „besonders“ Sie sind.

Genauso wichtig ist die Auseinandersetzung mit dem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben – in der Marketingstrategie wäre es Ihre Zielgruppe! Studieren Sie dafür die Website, vielleicht auch die Social Media Profile. Folgende Informationen sind für Sie wichtig:

  • Ist das Unternehmen inhabergeführt oder konzerngebunden?
  • Alle Arten von Zahlen, Daten, Fakten.
  • Größe des Unternehmens?
  • Internationale Ausrichtung (wenn das für Sie relevant ist)?
  • Wie stellt sich die Branche gerade aktuell dar? Welche Entwicklungen gibt es?
  • Welche Informationen finden Sie auf der Karriereseite?
  • Wofür steht das Unternehmen? Firmenphilosophie, Werte, gesellschaftliches Engagement in jedweder Form?
  • Was reizt Sie an dem Unternehmen?

Auch ein Blick auf verschiedene Bewertungsplattformen, wie Kununu und glassdoor geben Aufschluss.

Sollten Sie sich initiativ bewerben, so ist es gut und hilfreich, im Vorfeld telefonisch Kontakt aufzunehmen, ob überhaupt Bedarf besteht (Streuverlust vermeiden). Für manch einen stellt dieser Telefonanruf eine Herausforderung dar – versuchen Sie es trotzdem, denn so gewinnen Sie schon einen ersten Eindruck!

Das Anschreiben

Vier Fragen, die Sie beantworten sollten:

  1. Was machen Sie beruflich?
  2. Was haben Sie Ihrem potentiellen Arbeitgeber zu bieten?
  3. Was suchen Sie genau?
  4. Warum interessieren Sie sich gerade für dieses Unternehmen?

Ihr Text sollte nicht mehr als eine Seite umfassen – er sollte konkret, schnell lesbar und klar sein (keine verschachtelten Sätze).

Die Gliederung des Anschreibens

I. Die Einleitung

Überlegen Sie sich einen Anfangssatz, der sich von den bekannten Phrasen unterscheidet. Damit haben Sie schon erste Aufmerksamkeit geweckt. Vielleicht finden Sie eine interessante Information über das Unternehmen und Sie können zu Ihren Kompetenzen einen Bezug herstellen. Oder Sie greifen einen Aspekt aus der Ausschreibung auf, der Sie ganz besonders anspricht.

II. Der Hauptteil

Stellen Sie Ihre Kernkompetenzen heraus und die Fähigkeiten, die in der Anzeige erwähnt werden. Für das Unternehmen ist wichtig, welchen Mehrwert Sie einbringen. Werden Sie konkret. Floskeln wie: Ich bin belastbar, zuverlässig und ein Organisationstalent sind nicht belegt. Das kann jeder schreiben, wobei gewisse Eigenschaften einfach selbstverständlich sind, wie z.B. Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit etc.

Konkretisieren Sie Ihre Vorzüge durch eine kurze Darstellung maßgeblicher Projekte oder erwähnen Sie einen Erfolg, der relevant sein könnte.

II. Der Abschluss

Vermeiden Sie hier als auch im ganzen Anschreiben Konjunktive wie: würde, könnte etc.
Sie freuen sich über die Einladung zu einem persönlichen Gespräch und überzeugen gerne von Ihren Fähigkeiten bzw. dass SIE der geeignete Kandidat sind.

Der Lebenslauf

Hier möchte ich nur auf einige wichtige Aspekte eingehen, die Sie beachten sollten. Zahlreiche Vorlagen für Lebensläufe finden Sie im Internet und Sie können das für Sie passende Layout und Design auswählen.

Abschnitt 1 – Kommunikationsdaten

Es mag komisch anmuten, aber ich erhalte immer noch Lebensläufe, auf denen eine Telefonnummer fehlt oder die Mail-Adresse. Geben Sie Ihre kompletten Kommunikationsdaten an – Festnetznummer und/oder Handy-Nr., eine neutrale und seriöse E-Mail Adresse, Anschrift. In der Marketingstrategie wäre das der Call-to-action Teil!

Zu Ihrem Familienstand könnte es ggf. von Interesse sein, wie alt Ihre Kinder sind. Deshalb bitte erwähnen:
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder (Alter 5 und 12 Jahre).
Übrigens: Die Berufe Ihrer Eltern brauchen Sie nicht erwähnen.

Das Foto: Dieses sollte in jedem Fall professionell, von einem Fotografen gemacht sein. Heutzutage sind die Fotos nicht mehr so starr und steif, wie das früher der Fall war. Das Wichtigste ist Ihre positive Ausstrahlung, Authentizität und eine gute Qualität. Nicht zu vergessen, die passende Kleidung – nicht zu bunt, eher zu seriös als zu flippig. Sie sollten sich darin wohl fühlen. Und das Lächeln nicht vergessen!

Abschnitt 2 – Der berufliche Werdegang

Beginnen Sie mit Ihrer aktuellen Position und rollen Sie Ihren Lebenslauf rückwärts auf.
Zeitliche Daten mit Monat und Jahr und von – bis

Interessant sind aus meiner Sicht wenige Eckdaten zum Unternehmen – d.h. Unternehmen mit exaktem Firmennamen, Rechtsform und Ort, ggf. Größe und Geschäftstätigkeit des Unternehmens.
Die konkrete Bezeichnung Ihre Position Hauptaufgaben/ Schwerpunkte/ Projekte – kurz umrissen genügt.

Abschnitt 3 – Ausbildung, Studium, Praktika

Studium (optional)
Praktika (optional)
Tipp: Nennen Sie das aktuellere Praktikum zuerst

Ausbildung und/oder Schule
Tipp: Die Angabe der Grundschule ist nur für Auszubildende notwendig

Abschnitt 4 Wehrdienst/Wehrersatzdienst

Abschnitt 5 Weiterbildung und Auslandsaufenthalte (optional)

Abschnitt 6 Weitere Kenntnisse und Aktivitäten

Fremdsprachen, IT-Know-how, Angabe der Führerscheinklassen (sofern relevant)
Ehrenamtliches Engagement (dieses sollte nicht länger als zwei Jahre zurück liegen)

Und zum Schluß: Ort, Datum, Unterschrift

Bei Bewerbungen via E-Mail können Sie Ihre Unterschrift einscannen oder Sie enden mit Ort und Datum.

Ende 1.Teil des Gastbeitrages – im zweiten Teil geht es um:

Die Lücke im Lebenslauf – zu Unrecht gefürchtet?
Kann ich die Bewerbung per E-Mail versenden und wenn ja, wie?

Link zum 2.Teil

Kurzprofil Gastautorin Ulrike Koßmann

Ulrike Koßmann ist seit 1997 selbstständig tätige Personalberaterin mit dem Schwerpunkt im Bauhaupt- und Baunebengewerbe. In Coaching und Consulting unterstützt sie mittelständische Unternehmen beim Finden von Fachkräften, bei der Mitarbeiterzufriedenheit und dem Entwickeln einer Arbeitgebermarke (Employer Branding).
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